Lebensereignisse
Zwischen Resilienz und Vulnerabilität
Das Ende der Schulzeit, der Beginn einer Ehe, eine unerwartete Kündigung, die lang ersehnte Verrentung oder der Tod eines Angehörigen sind zentrale Ereignisse in unserem Leben. Doch welchen Einfluss können sie im schlechtesten Fall auf unsere psychische Gesundheit haben?
Heute möchte ich mich ein wenig mit der so genannten Lebensereignisforschung beschäftigen und Euch vorstellen, inwiefern diese auch den Heilpraktiker Psychotherapie interessieren sollte.
Wenn man Menschen nach wichtigen Ereignissen in ihrem Leben fragt, nennen die meisten zunächst nur glückliche Erinnerungen: Die Geburt eines Kindes, ihre Hochzeit oder die Umstände, wie sie ihre Partner kennen gelernt haben. Manchmal werden noch berufliche Karrieren erwähnt und schon deutlich seltener kreative Erfolge, wie eine selbst gestaltete Ausstellung oder die Veröffentlichung eines Buches. Wirklich überraschend ist das nicht: Gute Erinnerungen bleiben uns eben im Gedächtnis, schlechte Erlebnisse vergessen oder verdrängen wir, so gut es geht. Aber sind die guten Erlebnisse, an die wir uns gerne erinnern auch die wirklich wichtigen Erlebnisse in unserem Leben? Und was heißt in diesem Zusammenhang eigentlich wichtig?
Was genau bedeutet „Lebensereignisforschung“?
Die so genannte „Lebensereignisforschung“ beschäftigt sich seit einigen Jahren schon mit dem Einfluss von Lebensereignissen auf die körperliche und psychische Gesundheit von Menschen.
Die Lebensereignisforschung selbst entstand ursprünglich im Rahmen der Wirtschaftssoziologie und interessierte sich für den Zusammenhang zwischen dem Lebenslauf eines Menschen und seinem wirtschaftlichen Handeln;
Lebensereignisse wurden dabei definiert als Ecksteine, aber auch Brüche in der Biographie.
Der Begriff des Ecksteines ist dabei neutral, beispielsweise kann ein solcher Eckstein der Schritt von einer Ausbildung in die erste berufliche Tätigkeit sein.
Interessanter ist jedoch der Begriff des Bruches, der meistens negativ verstanden werden muss: Nehmen wir als Beispiel die Kündigung eines Arbeitsverhältnisses oder die Frühverrentung.
Diese Brüche in der Biographie werden deswegen auch als kritische Lebensereignisse bezeichnet.
Kritische Lebensereignisse sind jedoch nicht nur für den Wirtschaftssoziologen interessant, sondern auch für alle diejenigen, die sich mit der Entstehung von Krankheiten beschäftigen. Denn kritische Lebensereignisse verursachen nicht nur die erwähnten Brüche in der Biographie, sondern auch körperliches oder seelisches Leiden.
Spätestens hier wird die Lebensereignisforschung auch für den Heilpraktiker oder die Heilpraktikerin interessant, denn auch dieser oder diese beschäftigen sich nicht nur mit der Behandlung, sondern auch der Entstehung von psychischen Erkrankungen.
Was genau sind nun solche kritischen Lebensereignisse, die Krankheiten auslösen können?
Im Großen und Ganzen kann man die kritischen Lebensereignisse in 6 Gruppen unterteilen:
Erstens: Unmittelbare lebensverändernde Ereignisse
An erster Stelle stehen die unmittelbaren lebensverändernden Ereignisse. Hierzu gehören beispielsweise familiäre oder berufliche Veränderungen, die ein Leben nachhaltig auf den Kopf stellen. Zum Beispiel der Beginn oder die Beendigung eines Arbeitsverhältnisses, der Beginn oder die Beendigung einer Ausbildung, Heirat, Umzug, die Geburt eines Kindes oder die Verrentung.
Alle diese Ereignisse können positive und bewusst herbeigeführte Lebensereignisse sein, aber sie können ebensogut als auch als negative Veränderungen begriffen werden, denn das Leben verändert sich nach Eintritt des Ereignisses zum Teil nachhaltig.
Nehmen wir als Beispiel die Geburt eines Kindes. In den meisten Fällen ist dieses Lebensereignisse herbeigesehnt und bewusst herbeigeführt worden, doch ein Kind stellt ein Leben gründlich auf den Kopf. Noch immer bedroht die Mutterschaft die berufliche Karriere einer Frau. Der soziale Nahraum verändert sich, kinderlose Freunde und Freundinnen fallen als Vertraute weg, weil die spezifischen Probleme des Familienlebens von diesen nicht nachvollzogen werden können. Der Umgang mit den eigenen Eltern verändert sich. Das Freizeitverhalten und die Phasen der Entspannung kann man nicht mehr wie früher gestalten. Und auch die Partnerschaft verändert sich dauerhaft.
Auf den ersten Blick fällt es schwer in einem solchen glücklichen Lebensereignis die Ursache für eine Erkrankung zu sehen, aber man darf nicht vergessen, dass ein solcher Umbruch Stress verursacht. Je nach Konstitution der Mutter kann sich dieser auch in Form einer leichten oder schwereren depressiven Verstimmung äußern. Erschwert wird dieser „Baby Blues“ eventuell auch dadurch, dass das soziale Umfeld auf eine solche Reaktion nicht angemessen reagiert, sondern Unverständnis zeigt: Eine Mutter, die sich über ihr Kind nicht freuen kann, muss eine schlechte Mutter sein, was noch zusätzlichen Druck ausübt, ein besonders perfektes Verhalten zu demonstrieren.
Zweitens: Normative Ereignisse oder Entwicklungsaufgaben
Nach solchen unmittelbaren Lebensereignissen, stehen an zweiter Stelle die so genannten „Normativen Ereignisse oder Entwicklungsaufgaben“.
In diese Kategorie fallen Lebensereignisse, denen wir uns nicht freiwillig stellen, sondern die uns entweder von außen vorgegeben werden, oder die uns auf der körperlichen Ebene geschehen.
Ein Beispiel für letzteres ist die Pubertät oder die Menopause. In beiden Fällen verändert sich der Körper und sein Hormonsystem, wodurch auch die Persönlichkeit des Menschen betroffen ist und eventuell belastet wird.
Im Falle der Pubertät reagieren Jugendliche oft mit sozialem Rückzug, der im schlechtesten Falle zu depressiven Verstimmungen führen kann. Andere zeigen eher manische Züge oder ein starkes Risikoverhalten. Aus dieser körperlichen Fremdbestimmung heraus entstehen Herausforderungen, die als so umfangreich empfunden werden können, dass körperliche oder psychische Beschwerden entstehen können. Für die Menopause gilt ähnliches.
Diese kritischen Lebensereignisse finden zwar zunächst eher auf der körperlichen Ebene statt, aber sie haben trotzdem einen negativen Einfluss auf die Psyche der Betroffenen. Körper und Geist sind nun einmal nicht zu trennen, sondern bilden eine Einheit.
In diese Gruppe der kritischen Lebensereignisse werden jedoch nicht nur die erwähnten körperlichen Ereignisse gezählt, sondern auch Entwicklungsaufgaben anderer Art.
Nehmen wir als Beispiel das Ende der Schulzeit. Mit dem Abschluss der weiterführenden Schule werden Jugendliche gezwungen Entscheidungen zu treffen, die ihr weiteres berufliches und privates Leben betreffen.
In den meisten Fällen gelingt es, dieses Lebensereignis zu bewältigen. In Einzelfällen kann es durch den Druck der Entscheidung und das plötzliche Fehlen des strukturierten Umfeldes Schule zu körperlichen oder psychischen Erkrankungen kommen. In diesen kann sich zum Beispiel unbewusst der Wunsch in der Schule und in kindlicher Sicherheit zu verbleiben ausdrücken.
Eine weitere Form eines normativen Ereignisse ist die so genannte „Rentenneurose“. Menschen, die nach einem langen Berufsleben in den Ruhestand gehen, entwicklen nicht selten depressive Symptome oder zeigen Persönlichkeitsveränderungen. Der Grund hierfür ist die neu gewonnene Freiheit des Ruhestandes, die zwar durchaus herbei gesehnt worden ist, aber trotzdem negative Wirkungen entfalten kann, wenn sie eintritt.
So fehlt vor allem zu Beginn der Verrentung die Tagesstruktur und der soziale Kontakt am Arbeitsplatz. Hinzu kommt jedoch häufig das Gefühl nicht zu wissen, was man mit seiner Freiheit anfangen kann und wofür es sich von nun an noch zu leben lohnt.
Drittens: Chronische Stressfaktoren
Eine dritte Gruppe der kritischen Lebensereignisse bilden die chronischen Stressfaktoren, zum Beispiel die Pflege eines chronisch kranken Angehörigen. Bei diesen handelt es sich nicht so sehr um ein isoliertes Lebensereignis, man kann eher von einer kritischen Lebensphase sprechen.
Der negative Einfluss dieser Ereignisse liegt vor allem darin, dass die Betroffenen nicht wissen, wann diese enden. Im Beispiel der Pflege von Todkranken kommt noch hinzu, dass das Ende der belastenden Situation bewusst oder unbewusst, jedoch stillschweigend herbeigesehnt wird, und sich auf diese Weise Schuldgefühle einstellen. Über das belastende Lebensereignis wird aus Scham nicht gesprochen und der Körper reagiert unter Umständen mit somatischer oder psychischer Krankheit.
Viertens: Alltägliche Belastungen
Die vierte Gruppe der kritischen Lebensereignisse umfasst alltägliche Belastungen, die in ihrer Gesamtheit ebenfalls schädliche Wirkungen entfalten können. Hierzu gehören zum Beispiel lange Wege zum Büro, die im Auto verbracht werden, lange Arbeitszeiten, die wenig Zeit für alltägliche Besorgungen lassen, Hinundherfahrerei zwischen Job und Kinderbetreuung und ähnliches. Auch hier versteckt sich die eigentliche Belastung in der Alltäglichkeit und Banalität der Ereignisse. Diese entfalten ihre ungünstigen Wirkungen dadurch auch eher schleichend und hintergründig, so dass gerade Lebensereignisse aus dieser Gruppe häufig übersehen werden, weil sie im Laufe der Zeit zur Normalität geworden sind.
Fünftens: Belastende Großereignisse
Die fünfte Gruppe der kritischen Lebensereignisse betreffen nicht nur das eigene Leben, sondern das vieler Menschen gleichermaßen. Man spricht dann von „belastenden Großereignissen“, beispielsweise eine Naturkatastrophe, eine Wirtschaftskrise, Unfälle in Kernkraftwerken oder Chemiefabriken oder, ganz aktuell, Pandemien. Gerade unsere aktuelle Situation birgt Risiken der Erkrankung einzelner, die weniger auf die Infektion mit dem Virus selbst zurückzuführen sind, sondern gewissermaßen aus der bedrohlichen Gesamtsituation heraus entstehen. Das kritische Lebensereignis besteht also im latenten Gefühl der Bedrohung, zu dem die sozialen Einschränkungen noch hinzukommen. Auch auf diese Herausforderungen kann der Mensch mit psychischen Erkrankungen reagieren.
Sechstens: Nicht-Ereignisse
Die sechste und häufig übersehene Gruppe der belastenden Lebensereignisse sind die so genannten Nicht-Ereignisse.
Menschen leiden dann darunter, dass sie beispielsweise keine Kinder bekommen oder bekommen können. Dass sie keine dauerhafte Partnerschaft eingehen. Dass sie ihre beruflichen Ziele nicht erreichen werden oder ganz allgemein ihre Lebensziele und -träume nicht verwirklichen können.
Aus der Perspektive der Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor Frankl sind diese verwehrten Nichtereignisse sogar weit wichtiger als die zuvor genannten. Da der Mensch ein Wesen ist, das nach Sinn strebt, und in seinem Leben Werte realisieren möchte, kann gerade hier die Quelle für psychische Erkrankung liegen.
Wer sich tiefer gehend für Viktor Frankl interessiert, den möchte ich auf meinen früheren Podcast zum Thema aufmerksam machen.
Traumatisierungen
den genannten sechs Gruppen der kritischen Lebensereignisse tritt zuletzt noch die der Traumatisierungen im Kindheits- oder Erwachsenenalter hinzu.
Natürlich handelt es sich auch hierbei um kritische Lebensereignisse, aber aufgrund der Schwere und Häufigkeit der Folgeerkrankungen, die sie nach sich ziehen, verdienen sie unsere besondere Aufmerksamkeit.
Unter einem Trauma versteht man eine körperliche oder seelische Bedrohungssituationen oder einen tatsächlichen gewalttätigen Übergriff auf den Körper des Opfers, der ohne therapeutische Hilfe nicht bewältigt werden kann.
Hierzu gehören direkte körperliche Gewalt, Vergewaltigungen, schwere Unfälle oder Kriegserlebnisse, auch wenn man in Anführungsstrichen nur „Zeuge“ geworden ist, die Gewalt also anderen Menschen angetan worden ist.
Die genannten mehr oder weniger bewusst erlebten Traumata müssen von denen unterschieden werden, welche die Betroffenen bereits im Kindesalter erdulden mussten und die eventuell nicht zur Gänze erinnert werden. Hierzu gehört der sexuelle Missbrauch und andere Gewalttätigkeiten, aber auch seelische Traumatisierungen, durch Vernachlässigung oder soziale Isolation.
Traumatisierungen und Leiden
Die Menge an nachhaltigem Leiden, die ein Trauma verursacht, hängt von mehreren Faktoren ab.
Hier ist zunächst der so genannte „Grad der Unkontrollierbarkeit“ zu nennen. Wie sehr ein Ereignis die oder den Betroffenen traumatisiert, hängt also davon ab, wie sehr er oder sie die traumatisierende Situation noch beherrscht, oder sich von ihr distanzieren kann.
Die Traumatisierung, die ein Kind erleidet ist deswegen so krankmachend, weil der kindliche Körper dem Trauma vollständig ausgeliefert ist, da das Kind über keine Ressourcen verfügt um das Erleben abzumildern.
Der so genannte Wirkungsgrad einer Traumatisierung hängt hingegen von der Anzahl oder Menge der Lebensbereiche ab, welche durch den Angriff auf den Körper berührt werden. Eine einmalige Verletzung erweist sich als weniger schwerwiegend als wiederholte oder regelmäßige Misshandlungen. Finden diese auch noch im häuslichen Bereich statt, ist der Schaden ebenfalls größer, als wenn der Übergriff an einem neutralen Ort geschieht, der nicht als sicher und behütet wahrgenommen wird.
Fassen wir zusammen: Traumatisierungen stellen eine besonders schwere Form eines kritischen Lebensereignisse dar. Die negative Wirkung auf die Gesundheit tritt häufig mit großer Verzögerung auf. So können bei einer posttraumatischen Belastungsstörung unter Umständen Jahre vergehen, bevor sich das Geschehen in Form von plötzlichen Erinnerungen wieder aufdrängt.
Wichtig! Traumatische Störungen sollten nur von speziell ausgebildeten Fachleuten behandelt werden. Solltet Ihr irgendwann einmal mit einem solchen Störungsbild konfrontiert werden, solltet Ihr die Patienten über Eure Diagnose aufklären, ihnen aber dann spezialisierte Hilfe vermitteln.
Mit welchen kritischen Lebensereignissen werden Heilpraktiker Psychotherapie jedoch vermutlich eher konfrontiert?
Prävalenz – Wie wahrscheinlich tritt eine Erkrankung auf?
Wie wir festgestellt haben, gibt es eine Vielzahl an kritischen Lebensereignissen, die zu psychischen Belastungen oder Erkrankungen führen, weswegen Menschen die Hilfe eines Heilpraktikers in Anspruch nehmen.
Statistisch gesehen, stehen in Deutschland hierbei an erster Stelle die Auswirkungen von Trennungen, Scheidungen und Arbeitslosigkeit.
Auch wenn die Scheidungsrate in Deutschland seit etwa zehn Jahren zurückgeht, liegt sie noch immer bei knapp 40 Prozent der geschlossenen Ehen. Besonders für Frauen nach der Lebensmitte stellt eine Scheidung nach wie vor ein beträchtliches finanzielles und gefühlt existenzielles Risiko dar, auf das häufig mit depressiven Verstimmungen reagiert wird.
Die nicht selbst gewählte Arbeitslosigkeit durch Kündigung kann ebenfalls schwere Belastungen nach sich ziehen, die gesellschaftlich häufig unterschätzt werden. Besonders die Langzeitarbeitslosigkeit ist eine ernst zunehmende Bedrohung von Leib und Leben, wie die Studien des Düsseldorfer Sozialmediziners Johannes Siegrist belegen. Zumal Langzeitarbeitslose in den Augen der Öffentlichkeit oft marginalisiert werden und man ihnen vorwirft an ihrem Unglück selbst schuld zu sein, was jedoch in vielen Fällen nicht der Wahrheit entspricht.
Resilienz und Vulnerabilität – Was sind Widerstandskraft und Verletzbarkeit?
Warum aber reagiert ein Mensch auf ein kritisches Lebensereignis mit Krankheit und Leiden und warum „steckt es ein anderer Mensch einfach so weg“?
Die beiden Begriffe hierzu heißen „Vulnerabilität“ und „Resilienz“.
Vulnerabilität bedeutet wörtlich übersetzt „Verletzlichkeit“. Jeder Mensch verfügt über bestimmte Grenzen, wieviel Schmerz oder Leiden er oder sie ertragen kann. Wird diese Grenze überschritten können die Stressoren, also die oben erwähnten kritischen Lebensereignisse und Traumatisierungen, so belastend werden, dass Krankheiten entstehen können.
Die Kehrseite der Medaille ist die Resilienz, also der Grad der psychischen und körperlichen Widerstandskraft gegenüber den Stressoren.
Die Vulnerabilität ist gewissermaßen ein Schicksal: Sie wird durch genetische Faktoren, die Ernährungsweise und den gesamten Lebensstil bestimmt. Zusätzlich ist sie auch ein Produkt aus kindlicher Erziehung und -erfahrung. Der Grad der Vulnerabilität ist individuell und kann von Mensch zu Mensch sehr deutlich voneinander abweichen: Schmerz und Leiden sind subjektiv und nicht objektivierbar.
Die gute Nachricht lautet jedoch, dass die Resilienz wiederum gestärkt werden kann. Hierzu gibt es Angebote, die von Ernährungs- und Sportberatungen, über Entspannungs- und Achtsamkeitstherapien bis hin zum Lebenscoaching reichen.
Mit einer entsprechende praktischen und theoretischen Ausbildung können sich auch Heilpraktiker Psychotherapie auf diesem Gebiet sehr wertvoll betätigen.
Prävention
Viele kritische Lebensereignisse können zusätzlich präventiv behandelt werden, wenn die Bereitschaft zur Beratung oder zum Coaching besteht. Hierzu gehören vielfältige Angebote, die in Deutschland von kirchlicher, staatlicher oder dritter Seite angeboten werden.
Wichtig sind bis heute die telefonische Seelsorge, Elternkurse, das Müttergenesungswerk, Studien- und Erziehungsberatungen, Elternkurse und andere Selbsthilfegruppen. Leider werden diese Angebote häufig nicht oder erst zu spät wahrgenommen, weil in einer kompetitiven Gesellschaft die Inanspruchnahme von Hilfe häufig mit Schwäche verwechselt wird.
Sind kritische Lebensereignisse dann doch eingetreten oder beginnen sie ihre schädlichen Wirkungen zu entfalten, existiert auch hierfür ein dichtes Netzwerk von Hilfsmaßnahmen. Hierzu gehört der Frauen-Notruf, die psychosozialen Notfallversorgungen der Kommunen bzw. der Gesundheitsämter oder Maßnahmen des Kinderschutzes durch die Jugendämter.
Haben die kritischen Lebensereignisse schließlich psychische Erkrankungen zur Folge, kann der Heilpraktiker Psychotherapie hierfür spezielle Angebote entwickeln. Hierbei solltet ihr jedoch, wie der berühmte Schuster bei seinen Leisten bleiben: Macht nur solche therapeutischen Angebote, die ihr sicher beherrscht und fügt euch in das bereits bestehende Netzwerk an Hilfsangeboten ein.
Fazit – Fassen wir zum Schluss noch einmal zusammen:
Für Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker Psychotherapie ist die Beschäftigung mit der Lebensereignisforschung wichtig. Vor allem in der Anamnese vor Beginn der eigentlichen Therapie sollten kritische Lebensereignisse detailliert erfragt werden, da sie in einem Zusammenhang mit der aktuellen Beschwerdelage stehen können.
Hierzu findet man im Internet vorgefertigte Frageböden, die kostenlos oder gegen Gebühr abgegeben werden.
Insbesondere sollte man hierbei auf Anzeichen von Posttraumatischen Belastungsstörungen achten. Falls ihr eine Posttraumatische Belastungsstörung vermutet, sollten die betroffenen Patienten unbedingt an Fachleute für die Behandlung solcher Störungen überwiesen werden.